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Einblicke in den Nachrichtenjournalismus

Am 20. Oktober 2023 interviewten zwei Deutsch-Leistungskurse der KS 11 und KS 12 die Radiojournalistin Sophia Spyropoulos. Spyropoulos ist bei „MDR aktuell – Das Nachrichtenradio“ tätig, wobei ihre Hauptaufgabe darin besteht, Beiträge zu erstellen und Menschen zu interviewen. Dabei informierte sie über kontroverse Themen. Aufgrund ihres Berufes konnte sie den Schülern zum Beispiel Fragen rund um das Rahmenthema „Kommunikation in politisch-gesellschaftlichen Verwendungszusammenhängen“ beantworten. Spyropoulos klärte zudem über den Journalistenberuf auf und beantwortete Fragen über ihre beiden Beiträge „Keine mediale Aufmerksamkeit für die letzte Generation?“ und „Wem gehört die Regenbogen-Flagge?“. Laut der Radioreporterin gibt es verschiedene Wege, den Beruf zu erlernen. Es gibt die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren, Journalismus zu studieren oder über einen anderen Beruf einzusteigen. Zudem gebe es eine große Auswahlmöglichkeit an journalistischen Berufen.
Zum Thema „Künstliche Intelligenz“ und mögliche Folgen für den Journalismus wies Spyropoulos darauf hin, dass durch KI zwar menschliche Fehler vermieden werden könnten, jedoch ihrer Ansicht nach keine Gefahr für den Beruf bestehe, da das menschliche Urteilsvermögen nicht ersetzt werden könne. Darüber hinaus ist sie der Meinung, dass der Live-Faktor das Radio ausmache. Unvorhergesehenes wie Versprecher würden dem einen gewissen Charme geben.
Im Bereich der gesellschaftlichen Kommunikation wurde die Radiojournalistin auch zum Thema „Gendern“ befragt. Sie selbst versuche, die Beiträge „unauffällig“ zu gendern – aber nicht um jeden Preis. Verständlichkeit stehe im Vordergrund. Dazu gebe es seitens ihrer Redaktion ein sogenanntes Style Book. On Air soll sie demnach z.B. nicht mit Binnen-I gendern. In den Online-Artikeln bleibe die Entscheidung aber den Journalisten überlassen.
Ein weiteres Themengebiet bildete das „Framing. „Framing“ bedeutet übersetzt „Einrahmen“ und bezeichnet den Effekt, dass ein und dieselbe inhaltliche Information vom Empfänger unterschiedlich aufgenommen werden kann, je nachdem, wie sie formuliert und mit welchen Begleitinformationen sie verknüpft wird. Jede Formulierung eröffnet beim Hörer einen Deutungsrahmen voller Konnotationen – das „Frame“. Durch Framing kann eine unbewusste Beeinflussung des Empfängers einer Nachricht herbeigeführt werden. Es ist in der Politik ein beliebtes Mittel, das zur Meinungsbildung genutzt wird. Das wird schon an der Begriffskonkurrenz deutlich. Der Begriff „Flüchtling“ ist beispielsweise deutlich negativer konnotiert als der Begriff „Hilfesuchender“ – obwohl beide sich auf dasselbe beziehen. Um im Sinne einer bestimmten politischen Position zu beeinflussen, wählen Politiker deshalb meist absichtlich bestimmte Begriffe, statt Synonyme zu wählen, die anders konnotiert sind. Spyropoulos berichtete, dass sie versuche, „Framing“ zu vermeiden, um als Nachrichten-Journalistin die Zuhörer möglichst neutral zu informieren. Allerdings sei es nahezu unmöglich, die Grenze auszumachen, bei der „Framing“ beginne – und neutrale Sprache aufhöre. Jedes Wort eröffne ganz automatisch in uns einen solchen Deutungsrahmen.
Zum Thema Medien und Politik erklärte Spyropoulos, dass Politiker auf jeden Fall auf die Presse angewiesen seien. Die Medien bilden laut Spyropoulos ein Zwischenstück und die Verbindung zwischen Politikern und der Gesellschaft. Die Pressefreiheit – als Teil der Meinungsfreiheit – ermögliche es, Menschen über jedes Thema aufzuklären.
Allgemein herrschte zwischen Sophia Spyropoulos und den beiden Kursen eine sehr angenehme Stimmung. Wir sind sehr dankbar für die interessanten Einblicke in diesen Beruf und den offenen Austausch.
Ein Bericht von Jakob Blattert, Anastasia Böttcher, Nadine Mutter (KS12)